Ökologische Restaurierung

Ökologische Restaurierung („Ecosystem restoration”) heißt, wieder Verantwortung für unsere Heimat, die Erde, anzunehmen und mitzuhelfen, ein Ökosystem, das degradiert, beschädigt oder zerstört wurde, zu regenerieren. Durch den extensiven Aufbau von Wasserretentionslandschaften und essbaren Landschaften, durch Wiederbewaldung und Weidemanagement heilen wir die Landschaft, machen die Wüstenbildung unserer Region rückgängig, verhüten Katastrophen wie Überschwemmungen, Trockenheiten und Waldbrände und erhöhen die biologische Vielfalt und den Bodenaufbau für unsere Lebensmittelbiotope. Statt uns an den Klimawandel einfach nur anzupassen, sammeln wir die Erfahrungen und das Wissen, um ihn global rückgängig zu machen.

„Entscheidend ist es, ganzheitliche Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern.”

PAPST FRANZISKUS, in seiner Enzyklika „Laudato Si”, 2015

Vision

Das Verständnis und die Anwendung der Prinzipien natürlichen Wassermanagements weltweit bedeuten nicht nur den freien Zugang zu Wasser und Lebensmitteln für alle Menschen auf der Erde, sondern auch die Wiederherstellung eines gesunden Klimas. Die wichtigsten Prinzipien natürlichen Wassermanagements sind:

1. Dezentralisierung des Wassermanagements

Natürliche Wasserkreisläufe können nur durch lokale, dezentrale Maßnahmen wieder hergestellt werden. Wir wollen erreichen, dass viele Menschen weltweit Verantwortung für ihre lokalen Ökosysteme übernehmen und wissen, wie sie sie restaurieren können. Der Wasserkreislauf jedes Flusssystems braucht ein gemeinsames Wassermanagement seiner Anlieger. Solche dezentralen Aktivitäten haben kurze, effektive Rückkopplungsmechanismen und erlauben den Menschen, die Ergebnisse ihres Handelns direkt zu sehen und zu fühlen. Das bestärkt sie in ihrer Bemühung, die Landschaft zu heilen, in der sie leben; sie entdecken dabei, wie verantwortungsvolles Wassermanagement ihr eigenes Leben bereichert. Nach den Prinzipien des Neuen Wasserparadigmas führt die Dezentralisierung des Wassermanagements auch zu einer vielfältigeren Landwirtschaft – im Gegensatz zu großflächigen, zentralisierten Projekte.

2. Unnötigen Abfluss vermeiden durch Einleitung von Regenwasser in den Erdkörper

Natürliche Wasserkreisläufe sind weltweit geschädigt. Regenwasser kann durch Erosion, Missmanagement und Monokulturen kaum noch in den Erdboden einsickern. Das kommt im Wesentlichen durch industrielle Agrartechniken, Waldzerstörung und Flächenversiegelungen in urbanen Regionen. Der Abfluss des Regenwassers entzieht den Ökosystemen das Wasser und trocknet sie nach und nach aus. Der Grundwasserspiegel sinkt, Quellen vertrocknen, die Wüstenbildung beschleunigt sich. Regenmuster werden extremer und schädigen die Infrastruktur, verschmutzen Flüsse und bewirken Überschwemmungen. So werden Ökosysteme zerstört, Wetterextreme nehmen zu und die Landwirtschaft wird immer schwieriger. Um diese Situation umzukehren, ist Regenwasserretention der erste Schritt, damit Regenwasser in den Erdboden eindringen kann, die Vegetation sich erholt und sich wieder eine Humusschicht aufbaut. Natürliche Wasserkreisläufe sind die Bedingung für die Wiederherstellung gesunder Ökosysteme und die Entwicklung regenerativer Landwirtschaft.

3. Wieder-Bewaldung des Flusssystems

IIn einem Ökosystem mit gesunden und natürlichen Wasserkreisläufen wird die Erde beschattet und von einer vielfältigen Vegetation durchwurzelt. Eine Schicht reichen Humusbodens, beschützt durch dichte Vegetation, nimmt einen Großteil des Regenwassers auf wie ein Schwamm. Von dort dringt es langsam in tiefere Erdschichten, füllt das Grundwasser auf und kommt später als mineralisiertes, gereiftes, vitales Quellwasser an die Oberfläche. Ein Schlüssel für die ökologische Restauration ist der Wiederaufbau von Wäldern mit einer großen Vielfalt von Bäumen und Sträuchern. Gesunde Mischwälder sind natürliche Wasserretentionslandschaften und bieten Lösungen für Probleme, die von Monokultur-Wäldern verursacht wurden – wie etwa Waldbrände.

Ergebnisse

Wassermanagement dezentralisieren
  • Wasserretentionslandschaften füllen erschöpfte Grundwasservorräte wieder auf und versorgen uns mit konstant fließendem, frischem Quellwasser.
  • Je mehr Vorteile wir durch die Wasserretentionslandschaften auf unserem Land erkennen, um so mehr empfinden wir das Muss, dieselben Prinzipien der ökologischen Restaurierung in unserem ganzen Flusssystem anzuwenden. Dafür bieten wir Beratung an und konnten bereits zahlreiche Wasserretentionssysteme in der Region aufbauen.
  • Wir bereiten uns darauf vor, Methoden des ganzheitlichen Weidemanagements (Holistic Planned Grazing) anzuwenden, die von dem Wissenschaftler Allan Savory in Zimbabwe entwickelt wurden. Er konnte zeigen, wie Tierherden großräumig die ökologische Restaurierung unterstützen – ein großer Effekt mit relativ geringen Kosten.
Unnötigen Abfluss vermeiden durch Regenwassereinspeisung in den Erdkörper
  • Durch Maßnahmen wie Swales, Terrassen, Teiche oder Seen an den höchsten Stellen des Flusssystems, wo die Erosion beginnt, konnten wir den Abfluss von Regenwasser verlangsamen und die Erosion deutlich verringern.
  • So haben wir erreicht, dass mehr Regenwasser in den Erdkörper eindringen konnte, wo es – wie bereits beschrieben – das Grundwasser auffüllt und Mensch und Tier zur Verfügung steht.
  • Wir lockern den Boden tiefgründig, pflanzen Gründüngung, folgen den Prinzipien des Weidemanagements und natürlichen Anbaus, um den Boden zu regenerieren und seine Retentionsfähigkeit zu erhöhen.
Wiederbewaldung des Flusssystems
  • Wir haben seit 1995 viele tausend Waldbäume, Fruchtbäume und Sträucher gesät und gepflanzt. Mit einfachen Permakulturprinzipien konnten wir die biologische Vielfalt unseres Landes erhöhen.
  • Wilde Tiere wie Wildschweine, Dachse, Füchse, Eulen und viele andere Vögel sind zurückgekehrt und bewohnen unsere Wälder, verstecken sich an schattigen Orten ohne Angst davor, gejagt zu werden.
  • Durch den Aufbau von Wäldern und die Bildung einer Humusschicht wird Kohlenstoff von der Atmosphäre gebunden – ein weiterer Vorteil im Kampf gegen den Klimawandel.

www.tamera.org