Lebensmittelautonomie
Mit den Prinzipien der ökologischen Restaurierung folgen wir dem Ziel einer regionalen Lebensmittelautonomie. Seit 2008 haben wir unsere Gemüse- und Obstgärten in Tamera stark vergrößert. Die Bewahrung eigenen Saatguts hat dabei eine Schlüsselrolle. Daneben intensivieren wir die Kooperation mit Partnern aus der Region für eine regionale Selbstversorgung mit Lebensmitteln. Durch das Sammeln praktischer Erfahrung für den Anbau von Lebensmitteln wollen wir zeigen, wie Gemeinschaften und Regionen weltweit aus der Mittäterschaft einer kriminellen Nahrungsmittelproduktion aussteigen können – und damit aus der Politik der Globalisierung. Wir kooperieren mit der Natur und ihren Wesen, wir erkennen, wie sehr die Erde uns ihre Geschenke in Fülle zur Verfügung stellt und wir immer einen Teil unserer Ernte auf dem Feld zurücklassen können – für die Wesen, die mit uns auf dem Land leben.
„Obwohl die Probleme der Welt immer komplexer werden, bleiben die Lösungen überraschend einfach. (…) Wir können uns nur dann wirklich sicher fühlen, wenn wir aus unserem Küchenfenster schauen und sehen, wie dort unsere Lebensmittel wachsen und unsere Freunde arbeiten.”
BILL MOLLISON
Vision
Unser Partner im Globalen Campus, Philip Munyasia von OTEPIC, Kenia, formuliert unsere Vision für Lebensmittelautonomie so:
„Kommt lokal zusammen, kultiviert Fülle, baut eure Lebensmittel ohne Chemie an, teilt und tauscht eure Erträge mit euren Nachbarn, verdient euer Geld mit den Überschüssen, sammelt euer Saatgut, recycled und kompostiert eure Abfälle, lernt, Wasser als Lebewesen zu behandeln, kocht mit Solarenergie (oder Biogas), pflanzt Bäume, baut Modelle für Nachhaltigkeit auf und werdet Teil der globalen Lebensmittelrevolution.”
Durch natürliche Landwirtschaftstechniken möchten wir regionale Lebensmittelautonomie erreichen. Wir bilden ein Netzwerk mit Nachbarn, Biobauern und Klein-Produzenten unserer Region, dem Alentejo. Unsere Lieblingsvorstellung ist eine Kooperative, durch die viele Menschen aus der Region wieder Teil des örtlichen Anbaus und Austauschs von Lebensmitteln werden können. Nach einem Treffen regionaler Gemeinschaften im April 2016 haben wir eine interaktive Landkarte Südportugals für regionale Autonomie erstellt, in der bereits mehr als 100 lokale Initiativen – Gemeinschaften, Produzenten, Heiler und Sozialaktivisten – aufgeführt sind. Diese Karte zeigt Angebot und Nachfrage jedes Projektes vor allem im Bereich von Lebensmitteln und auch, was sie noch anbieten und wie sie anderen helfen können, wie Maschinen, Lastwagen, Küchen oder Lagerraum. In Reliquias entsteht mit dem Café “A Onda” ein Regionalzentrum, in dem Waren und Dienstleistungen getauscht werden können, ein Zentrum für Fort- und Weiterbildung, gegenseitige Unterstützung, Lebensmittelverarbeitung und kulturelle Events für die Begegnung der Bewohner unserer Region.
Saatgutbewahrung
Die Bewahrung von Saatgut – Saatgutautonomie – ist ein hochpolitisches Thema unserer Zeit und eine Frage des menschheitlichen Überlebens auf der Erde. Wer das Saatgut kontrolliert, kontrolliert die Lebensmittelversorgung. Wie viele andere Initiativen weltweit arbeiten wir daran, diese Kontrolle wieder zurückzuholen und die Vielfalt unserer Anbaufrüchte zu vergrößern, durch eine eigene Samenbank und einen Samengarten und durch die Mitarbeit in regionalem Saatgutaustausch. Dezentrale Saatgutautonomie ist ein Schlüsselaspekt der Regionalautonomie und im Aufbau einer Friedenskultur, deren Menschen unabhängig vom System der Gewalt und des Mangels geworden sind.
Wasserkulturen
Der Aufbau von Teichen nach den Prinzipien der Wasserretentionslandschaft kann Antworten auf die Ernährungsfrage und auf die katastrophale Überfischung der Meere liefern. Viele verschiedene Fische, Krebse und andere Wassertiere leben schon heute in unseren Retentionsräumen. Die Ausformung von Tief- und Flachwasserzonen sowie die reiche Uferbepflanzung versorgt sie mit Nahrung und Schutzräumen für ihren Nachwuchs. Der Reichtum dieser aquatischen Habitate zieht auch viel Wildleben an: z.B. Otter, Kormorane und Störche. In unserer Forschungsabteilung Terra Deva wollen wir herausfinden, ob das Töten und Verspeisen von Fischen in einer gewaltfreien Kultur möglich ist.
Konkret
Lebensmittelanbau und -verarbeitung in Tamera
- Seit 2007, nach dem Bau der Wasserretentionslandschaft, haben wir mehrere Hektar terrassiertes Agrarland für den Anbau von Obst und Gemüse angelegt. Dazu gehören:
- Feldanbau im Südtal – mit Einsatz von Landmaschinen,
- Gartenbau auf den Terrassen von See 1 mit 3000m² Hangfläche und 1000m² ebener Fläche,
- Garten für urbane Permakultur in unserem Solaren Testfeld.
- Dazu kommt der Olivenhain, den wir von unseren Vorbesitzern übernommen haben. Er hat etwa 350 Olivenbäume und einen durchschnittlichen Jahresertrag von 4t Oliven.
- Mit Einsatz von Solarenergie verarbeiten wir Kräuter, Marmeladen, Trockenfrüchte, Essig, Öl, Tomaten und viele andere Produkte, machen sie haltbar und lagern sie.
Regionalautonomie
- Wir organisieren regelmäßig Regionalmärkte in Tamera und in Nachbardörfern, auf denen Kleinproduzenten der Region ihre Waren anbieten und direkten Kontakt zu den Konsumenten haben, wodurch Konsum, Produktion, Handel und damit Ökonomie Teil eines regionalen Kreislaufes werden. Auch das Regionalzentrum “A Onda” in Reliquias dient diesem Zweck.
Saatgutbewahrung
- Wir haben zwei biologische Saatgutgärten und ein Haus für das Trocknen, die Verarbeitung und Lagerung von Saatgut.
- Um Vielfalt zu erhalten, nehmen wir Teil an regionalem Saatgutaustausch.
In einem jährlichen Saatgutcamp zeigen wir Teilnehmern, wie man Saatgut anbaut, erntet, reinigt und lagert.