Dr. Dieter Duhm wird 80

Es kann in der Welt keinen Frieden geben, solange in der Liebe Krieg ist.

Am 19. September feiern wir in Tamera den 80. Geburtstag von Delon,  Dr Dieter Duhm – Träger einer grossen Vision, der Vision von einer geheilten Erde: “Terra Nova.

Sabine Lichtenfels, September 2022

Er ist Autor, Psychoanalytiker, Soziologe, Kunsthistoriker, Futurist, Initiator des “Plans der Heilungsbiotope“ und Mitbegründer von Tamera. Wir danken für sein großes Lebenswerk als Visionär einer neuen Kultur, sein unbedingtes Engagement für Frieden und unverlogene Humanität, seine tiefe Parteinahme für Wahrheit, besonders in den verdrängten Bereichen von Liebe, Sexualität und Religion. Wie nur wenige ist er trotz vieler Rückschläge und Anfeindungen der radikalen Suche nach gesellschaftlicher Befreiung und Heilung treu geblieben.

Schon früh musste Dieter Duhm am eigenen Leib erleben, was Krieg bedeutet. Geboren in Berlin inmitten der fallenden Bomben des Zweiten Weltkriegs, wurde er als Kleinkind Binnenflüchtling und erfuhr den Hass aufgehetzter Dorfjugendlicher in seiner neuen Heimat am Bodensee. Er erfuhr, was im Holocaust geschah und reflektierte später: „Ich wehrte mich mit allen geistigen Waffen, die mir zur Verfügung standen… Meine Hoffnung, etwas Tröstliches, Milderndes, Schmerzlinderndes zu erfahren, zerrann mit zunehmender Recherche. Es gab keine Tröstung.“

Als Student sah er dann die Berichte von amerikanischen Kriegsverbrechen in Vietnam und wurde Teil der anti-imperialistischen Bewegung. Er erkannte, dass die Grausamkeit gegen Mensch, Tier und Erde nicht nur die Tat Einzelner, sondern ein struktureller Grundbaustein der gesamten (patriarchalen) Zivilisation ist. Die Träume der 68er-Revolution zerfielen, aber er konnte nicht mehr zur Normalität zurück – bis heute nicht – und widmete die folgenden 50 Jahre der Forschung an den Grundlagen einer authentisch gewaltfreien Zivilisation. Mehr zu seiner Biografie.
Er war immer auf der Suche nach der Wahheit, war als Aufrüttler und Grenzgänger unterwegs, half, wo er konnte und suchte nach neuen Wegen! Er sprach Wahrheiten aus, die oft unbequem waren, nie hat er sich mit Halbwahrheiten zufrieden gegeben.  Das brachte ihm nicht nur Dank ein. Er wurde bekannt innerhalb der deutschen Studentenbewegung mit den Bestsellern “Angst im Kapitalismus”, und “Der Mensch ist anders”. Er begann, Wege aufzuweisen, die in der Lage sein können die latente Gewalt unserer gesellschaftlichen Systeme zu transformieren.

Neben all seiner Konfrontation mit dem Schmerz der Welt ist er zeitlebens auch Zeuge und Botschafter einer vollkommen anderen Realität – der Wirklichkeit der Liebe und ihrer unzähligen Wunder, die er als die “heilige Matrix“ des Lebens bezeichnet und die immer mehr ins Zentrum seiner Friedensarbeit rückte:

 

“Die Saat keimt wie eh und je, Bäume wachsen und Blumen blühen. Die Sonne scheint wie vor tausend Jahren. Wie kommt es, daß nach fünftausendjährigem Patriarchat noch Vögel zwitschern, Kinder spielen und Liebende sich im siebten Himmel fühlen? Irgendetwas im Leben scheint sich unversehrt durchgehalten zu haben durch alle Qualen und Sackgassen der Geschichte. Etwas Heiles und Heiliges, etwas Ewiges vielleicht, das vom Kosmos kommt und nicht vom Menschen und das uns doch anvertraut ist bis in die tiefsten Wurzeln unserer Seele und unseres Leibes.“
Er wagte sich an das heisseste Thema- Liebe und Sexualität- und formulierte es als ein Politikum. Das Wesen des Eros und die Urliebe der Geschlechter wurden zu seinem Lebensthema. In seinem Buch “Der unerlöste Eros” benennt er die verheerenden Folgen der Verdrängung des Eros. Wie aber sähe eine Welt mit erlöstem Eros aus? Dieser Frage ist er bis heute treu geblieben.
Ich, Sabine Lichtenfels, lernte ihn im März 1978 kennen. Er sah keinen anderen Weg mehr, als vollkommen auszusteigen aus dem System und sich ganz der Friedensforschung  zu widmen. Er reiste durch Deutschland, auf der Suche nach Personen, die mit ihm gemeinsam eine “freie Universität” für den Aufbau einer gewaltfreien Kultur, die sogenannte “Bauhütte”, gründen würden. Noch 1978 begann ein gemeinsamer Lebensweg, es fanden erste Treffen zur Gründung der Bauhütte in Herrenberg statt. Über viele verschiedene Etappen wurden wir gemeinsam bis zur Gründung des ersten “Heilungsbiotopes Tamera” in Portugal geführt.

Seit 2008 leidet er an einer chronischen Krankheit, eine Herpes Zoster Neuralgie.
Wir danken ihm, dass er nie resigniert hat, sondern auch die Krankheit als Stachel nahm, um sich immer konsequenter der “anderen Realität” zuzuwenden, und die Vision vom Plan der Heilungsbiotope immer präziser ins Wort zu bringen. Zentral auf seinem Lebensweg war die Formulierung der politischen Theorie – einer Theorie zur Überwindung von Angst und Gewalt. Hier liegt ein Schlüssel für die morphogenetische Verbreitung einer globalen Friedensentwicklung.
Nicht zuletzt glaube ich im Namen vieler Frauen sagen zu dürfen: wir danken seiner Liebe und seiner Treue zu den Frauen. Er hat mich und andere auf ihrem Weg zu unserem “Frau-sein” sehr unterstützt und uns Mut und Kraft geschenkt, unseren wahren Weg zu suchen und zu gehen.
Wir danken ihm für sein Werk, wir danken ihm für die Kraft seines Denkens.
Seine Biografie, seine Bücher und Erkenntnisse sind uns ein Licht der Hoffnung geworden, das auch dort leuchtet, wo viele angesichts des Krieges keine wirkliche Lösung mehr sehen können. Wir wünschen, dass seine Vision an immer mehr Stellen der Erde Anklang findet und sich im konkreten Zusammenleben der Menschen verwirklichen wird.

www.tamera.org